Mai 2024. An Board der DFDS King Seaways wacklete ich in die Kaffeebar. Draußen schmückte sich der Anblick mit bescheidenem Grau. In wenigen Stunden sollte ich den Hafen von Newcastle erreichen…
Gestern traf ich auf eine holländische Dame in der Navigator‘s Bar, die gerade die gleiche Buchserie las, bei deren letzten Teil ich nun angekommen bin. Sie musterte fasziniert die deutsche Titelseite von „Atlas“ und schwelgte in Erinnerungen, die sie bewogen, noch einmal von vorne anzufangen. Sie musste einfach ein paar Verständnislücken füllen, da sich ihr Lesevergnügen über mehrere Jahre hinweg gezogen hatte. Was für eine überraschend schöne Begegnung das doch war. Ich hingegen hatte alle 7 Bücher aller 7 Schwestern verschlugen in nur einem Jahr. Ich begann im Mai 2023, als mein Vater starb.
Fast jede Geschichte jeder Schwester begann mit den Worten „Ich weiß noch genau was ich getan hatte, als ich erfuhr, dass mein Vater starb…“ Was für ein sonderbarer Zufall mich wohl zu genau diesen Büchern brachte, genau in dieser Lebensphase, in der sie mir den größte Wert schenkten und still und heimlich meine besten Freunde waren. In den zahllosen herzzerreißenden und verrückt komplexen Geschichten von Mrs. Riley hatte ich Fragmente meines eigenen Lebens wiederentdeckt und schließlich „eine“ Liebe erkannt, für die ich nicht dankbarer hätte sein können, ganz egal wie die Geschichte ausgeht.
„Manchmal muss man erst in die Vergangenheit reisen, um die Zukunft zu verstehen“, erinnerte ich mich gelesen zu haben und wusste, dass ich mit unter auch diese Reise unternehmen würde, um viele dieser Fragmente zusammenzuklauben. Das ist eine nicht ortsgebundene Mission. Ich könnte genauso gut auf meinem Dach sitzen und sinnieren. Meine Antworten sind irgendwo da drinnen oder irgendwo da draußen. Ja vielleicht…helfen mir die Sterne.
Die Menschen fragen mich oft, warum ich allein auf Reisen gehe. Ob ich keine Angst hätte? Ob ich nicht einsam wäre?
Natürlich habe ich manchmal Angst. Sie hilft mir zeitweise, mich selbst zu schützen, aber ich lass mich davon nicht negativ beeinflussen. Ich lächle oft und sage mir, so wichtig bin ich ja auch wieder nicht. Mein Schicksal will ich akzeptieren, was auch immer es sein mag - d.h. wenn ich keine andere Wahl habe. ;) Ich liebe Alternativen. Heutzutage haben viele von uns Alternativen im Überfluss. Man muss sie nur sehen. Das erleichtert es allerdings nicht unbedingt, Entscheidungen zu treffen. So eine planlose Reise ist ein gutes Beispiel. Ich „trainiere“ quasi einen Entscheidungsfindungsprozess und ich glaube ich mache Fortschritte.
Wenn ich ein Buch über mein eigenes Leben schreiben müsste, hätte es vermutlich den Titel „Mysterious Timing“.
Es ginge darum, den Sinn im Unmöglichen, im Unvernünftigen, im Unschönen, im Vergangenen, im vermeintlichen Scheitern zu erkennen. Um eine Liebe ohne Erwartungen. Ohne Bedingungen. Um die einzig wahre Liebe eben. Die einzige Liebe, die Sinn macht.
Vor allem aber ist es nicht „eine“ (oder „einer“). Sowas wie Liebe ist vielschichtiger und bunter, als manche unter uns es zu verstehen vermögen. Für mich ist dieses Verständnis eine fundamentale Erkenntnis und somit der einzige Schlüssel zum wahren Glück. Solange ich das mit niemanden teilen kann, fühle ich mich allein weniger allein. (Insgeheim wünsche ich mir natürlich nichts sehnlicher, als endlich den „einen“ lieben zu dürfen, der das auch verstanden hat. Und NUR den - auf jeder Ebene - auf ewig. Ich hoffe, der reist dann mit mir irgendwann in die Flitterwochen…:)
Nach nur 3 Tagen Schottland umzingelt mich der betörende Duft von Pferd, Fisch und Schaf.
Ich habe mein Herumvagabundieren mit Eisbär Jack schier perfektioniert, seine rostigen Flanken und selbst genähten Reisevorhänge beschützen mich in den wilden, einsamen Nächten irgendwo im Nirgendwo und unsere Freundschaft wächst von Tag zu Tag. Vorgestern hat er mich tapfer über holprige und steile einspurige Straßen im Morgengrauen zum Leuchtturm vom Kintyre gebracht…
Mit wenigen Ausnahmen war Wind und Regen meine ständige Begleitung seit ich vor einer Woche meine Heimat verlassen habe. Ein mystischer Nebel verhüllt all die verborgenen Schönheiten und ihre Geschichten und lässt mich selten aber doch tiefer hineinblicken. Ich genieße die Ruhe, die ich hier gesucht habe. Ich rede kaum mit irgendjemanden. Meist kommuniziere ich ausschließlich mit einem freundlichen Lächeln und flüchte gleich wieder zurück in meine innere Welt. Die Leere die ich dort noch vor nicht allzu langer Zeit vorfand hat sich in eine sonderbare Ereigniswolke verwandelt, in der meine Vergangenheit wild herumschwirrt und ganz viel Platz für Zukunftsträume offen lässt. Ich bin freier geworden und fokussierter. Ich entscheide mich bewusster für eine Richtung, auch wenn sich mir der Grund dafür noch nicht ganz erschließt. Ich tanze manchmal die Strände entlang. Ich bewundere die Farben der Steine.
Die Ereignisse, die dazu führten, waren wohl Folgende: An den verregneten Samstag morgen passierte ich im Grenzgebiet entlang Hadrian‘s Wall irgendwann die schottische Grenze und besuchte das einzigartige dreieckige Caelaverock Castle. Der von unzähligen Wasserlinien durchzogenen Wald schimmerte violett gefärbt von tausenden Hasenglöckchen in sattem Grün.
Der erste hilfsbereite Schotte verkaufte mir erfolgreich den Explorerpass der schottischen Geschichte (den ich bestimmt nicht ausnutzen werde) sowie den „bezaubernden“ Ort Kurkcudbright als erstes Nachtlager. Nur soviel sei gesagt, nachdem ich weder ein Hotel noch einen Platz im örtlichen Camping Park fand und ich in 3 Restaurant wegen heilloser Überbuchung hungrig, müde und nass auf die Strasse gesetzt wurde (und dabei habe ich noch nicht einmal betrunken randaliert), fand ich in der örtlichen Fischbude am Hafen das weltbeste Clam Chowder. Da ich dieses jedoch aus Mangel an Alternativen im Regen essen musste und mit einer Hand den Deckel öffnen wollte, um den Regenschirm nicht ablegen zu müssen, habe ich bedauerlicherweise die Hälfte davon über meinen Ärmel verschüttet. Zum Glück wurde der Fischgeruch von den vorherrschenden Naturgewalten schnell abgewaschen und ich durfte problemlos in die nächste Dorfkneipe einkehren, eine wohltuende Notwenigkeit zu diesem Zeitpunkt. Die Nacht im Auto irgendwo am Fluss war erstaunlich wunderbar, friedlich und stressbefreit und mein Reisebudget blieb nahezu unangetastet.
Es konnte eigentlich nur bergauf gehen… mein Ziel war die Insel Arran, ein Minischottland wie es vielerorts beschrieben wird. Hier fand ich traumhafte, wilde Wanderwege, mysteriöse Strände, freundliche Menschen, eine heiße Dusche, neue warme Merinowolle-Socken und vor allem sehr viel Ruhe.
Das beste daran war jedoch die Vorfreude auf einen Zufallsfund am Folgetag…
Nach einer tidenbedingten Verschiebung der Fähre kam ich spät aber doch noch kurz vor Sonnenuntergang an einen einsamen Landstrich im Süden von Kintyre an, einer Insel stark abseits der Touristenroute und schwang mich müde und voller Eindrücke in Jack‘s gemütliches Schlafparadies zum Träumen.
Verwunderte Einheimische servierten mir ein leckeres Frühstück im örtlich Golfclub - weit und breit die einzige Möglichkeit einzukehren nach meinem morgentlichen Ausflug zum Leuchtturm.
Um 10:00 hatte ich irgendwo im Süden der Insel Reitstunden und einen Ausflug gebucht bei zwei unbeschreiblich lustigen und liebenswerten Damen, die hier eine abenteuerliche Pferdefarm betrieben. Endlich lernte ich dort „angenehm“ im Rhythmus von Gaul Raven zu Trotten sowie den britischen Zugang zum Reitsport. Ein starker Kontrast zu meinem „patagonischen“ Pferdeverständnis. Die sympathische Nikki zeigte mir Teile der Insel zu Pferd und gab mir wertvolle Tipps für meine Reise, die letztendlich bewusst oder unbewusst meine Route steuerten.
Ich logierte zur Abwechslung charmant und stilvoll und wurde kulinarisch erstklassig verwöhnt in bester internationaler Gesellschaft. Zum ersten Mal im Leben schmeckte mir eine Frühstückswurst.
Schweren Herzens habe ich diesen idyllischen Ort verlassen, allerdings mit der festen Absicht, eines Tages zurückzukehren…
Meine Reise führte mich nach Oban, zum Sprungbrett auf die westlichen Hybriden und schließlich über die Isle of Mull auf die magische Insel Iona, Ziel zahlreicher Pilger und Entstehungsort vom Book of Kells, von wo aus ich diese Zeilen tippe. UND wenn ich nun gar nichts Erwähnenswertes mehr erleben sollte, dann war alles bis heute Geschehene, die Reise wert. In diesem Bewusstsein genieße ich meine Tage hier und lasse mich vom einzigartigen Charme der Insel sowie von ein paar ihrer Besucher und Bewohner von Minute zu Minute neu verzaubern…
Mull ist recht düster. Zumindest für mich an diesem Tag. Wenn einem überhaupt ein Mensch dort begegnet, dann beobachtet dieser irgendwelche Vögel. Oder versucht es zumindest. Mein Ziel des Tages war der Fischerort Tobermory, den ich vom 4 Meilen entfernten Nachtlager aus per Fahrrad ansteuerte. Das spannendste Ereignis war wohl die erneute Verklemmung meiner Fahrradkette zwischen Bremsschreibe und Rad kurz bevor mich der apokalyptische Regenguss in den Erdboden wusch. Werkzeug fand ich schließlich bei hilfsbereiten schottischen Tauchern, die mir zudem auch begeistert die vielseitigen Tauchmöglichkeiten des Landes erklärten. Vielleicht hätte ich doch den Trocki mitnehmen sollen? Mir fehlte dazu allerdings jegliche Motivation.
Ein gut gefüllter Franzose aus Oban empfahl mir, die versteckte Organic Destillery Nc‘Nean zu besuchen und da ich schließlich nicht ganz ohne Whisky durch Schottland reisen konnte, ging ich seiner Empfehlung nach. Der Himmel war immer noch dunkelgrau und der Wind pfiff mir die Tropfen ins Gesicht, sodass mir eine Whiskey-Verkostung im Nirgendwo durchaus sinnvoll erschien. Ashley, eine sympathische Kanadierin mit schottischen Wurzeln, bemühte sich sehr um mein Wohl und riet mir zu einem Abstecher durch den Wald, um die Galerie eines heimischen Künstlers zu besuchen. So kam es, dass ich mich eine halbe Stunde später gut versteckt in einem der entlegensten Orte der Insel, in einem sonderbaren Atelier voller toter Vögel wiederfand. Nur gut, dass ich zuerst in der Galerie und dann ich der kuriosen Vogelwerkstatt war, sonst hätte die Frau des Künstlers eher wenig Umsätze mit mir gemacht. Seine Werke hatten etwas zutiefst Ehrliches an sich, das mich sehr berührte, daher beschloss ich, mir einen kleinen Druck als Souvenir mit nach Hause zu nehmen.
Verregnet und düster war auch die „Scenic Road“ nach Mallaig, der ultimativen schottischen Drehscheibe. Der berühmte West Highland Railway endet in einem winzigen, malerischen Bahnhof. Hier treffen die meisten Menschen eigentlich nur ein, um ihre Weiterfahrt zur touristischen Isle of Sky oder zu den abgelegenen westlichen Hybriden anzugehen. Kaum jemand bleibt hier länger.
Ich blieb hier. Das Fischerdorf Mallaig sollte der nördlichste Punkt sein, den ich in dieser Reise mit Eisbär Jack zu erreichen gedenke. Nachdem ich die Nacht davor bis 3 Uhr morgens die Geschichte von Altas Tanit fertiggelesen hatte und mich Seite für Seite langsam in den Schlaf weinte, war ich so erschöpft, dass ich nach einem frühen Abendessen im örtlichen Haubenrestaurant sofort im Auto einschlief. Voller Selbstironie muss ich schmunzeln, dass sich auch dieses Abenteuer so kontrastreich wie mein Leben gestaltet.
Am nächsten verregneten Morgen mit wenig Aussicht auf einen Wetterumbruch gönnte ich mir schließlich ein hübsches Zimmer im Marina Hotel von Mallaig und plante meine nächsten Tage.
Eigg, eine Perle der „Small Islands“ sollte es morgen werden, aber heute werd ich dieses „Zuhause“ genießen und die Ruhe, die im kleinen Hafen einkehrt, sobald die Menschen weitergezogen sind.
19.Mai 2024 - Memories of Eigg
„Your ticket is for tomorrow“ scherzte der Wärter am Hafen ehe er mich an Board Richtung Amsterdam lies. „I wouldn’t mind at all staying another night, Sir“ meinte ich und grinste friedlich zurück. Hier am Schiff habe ich wieder Zeit meine letzten Tage Revue passieren zu lassen…
Nach der wunderbaren Hotelnacht in Mallaig hatte ich wieder Energie und Abenteuerlust getankt. An Sgurr auf der Insel Eigg war mein erklärtes Ziel. Der Berg war nicht zu übersehen und da mir das Wetterglück hold war, belohnte mich ein atemberaubender Ausblick für den Laufmarsch durch die wilden Sümpfe der Insel. Auf diesen Gipfel hätten ich Unmengen Zeit liegen lassen können, aber mein Bootstransfer zurück zwang mich zum baldigen Aufbruch. Um in den wenigen Stunden auf der Insel sowohl den Berg als auch den spektakulären Strand am anderen Ende der Insel aufsuchen zu können, nahm ich das Bike mit und entschied mich für diese sportliche - ja schon fast ehrgeizige - Trainingsvariante im Paradies. Es wäre mir auch fast gelungen, den Strand noch ein kleines bisschen länger zu genießen, wäre da nicht die kleine Inselbrauerei, die ganz plötzlich wie eine Fata Morgana in Form eines wilden Containers aus dem Nichts auftauchte… Durstig und neugierig wie ich war zog mich dieser Ort magnetisch an und zu meinem Glück traf ich dort nicht nur auf den talentierten Betreiber der Brauerei (Kai aus Berlin) sondern auch auf Andrew, einem der Investoren, die mit jahrelanger Hingabe schließlich dafür sorgten, dass die einst wegen Privatbesitz „verbotene“ Insel, nun dem gemeinen Fußvolk zugänglich ist. Wir hatten nette und amüsante Gespräche neben dieser unerwartet erfreulichen Bierverkostung.
Ihr werdet jetzt bestimmt vermuten, dass ich deshalb mein Boot verpasst habe… Nun, das habe ich auch. :) ABER nicht deshalb und auch nicht das Boot zurück ans Festland, sondern das Anschlussboot, das mich noch in der Abenddämmerung nach Knoydart hätte bringen sollen.
Ich musste also wegen Sorglosigkeit weiter in den Tag hinein leben, ohne mich von irgendwelchen „Terminen“ stressen zu lassen. Also tat ich das einzig Vernünftige: mein Vagabundenleben gipfelte darin, dass ich das erste Mal in der Öffentlichkeit meine Gitarre auspackte und mich damit entschlossen an die Klippen hinter den Parkplatz setzte, um den Sonnenuntergang entgegen zu spielen… Da ich nicht mit faulen Tomaten beworfen wurde (gut, es war ja auch niemand da, der mich hätte bewerfen können) setzte ich mich danach fröhlich und entspannt in die nächste Bar, verwöhnte mich mit einem leckeren Abendessen und verbrachte eine weitere friedliche Nach im Auto.
Polar Stories & the Old Forge
Um 7:30 am nächsten Morgen saß ich auf dem kleinen Boot Richtung Knoydart, einer wunderschönen, aber doch eher selten besuchten Halbinsel nördlich von Mallaig. Ich wanderte eine Meile zum Campingplatz, schlug dort mein Zelt auf, schlenderte zurück ins Dorfcafe auf ein Frühstück und startete danach meine Wanderung auf den Sgurr Coire Choinnichean. Den ganzen Tag lang sah ich keine Menschenseele und war stundenlang völlig alleine in der mystischen Wildnis dieser westlichen Highlands unterwegs. Begleitet wurde ich nur von Nebelschwaden, Gipgel-Midges und hunderten von Zecken. Da ich eine 6 stündige Rundwanderung Richtung Loch vorhatte, wählte ich einen Weg, der zwar in meiner Karte verzeichnet, nicht aber zu sehen war. Ich musste also lange querfeldein marschieren und sprang letztendlich gut aufgewärmt ins kalte, einsame Loch zum Baden, um die Unmengen an Zecken aus mir herauszuklauben. Abgesehen von diesen fiesen Biestern war es ein unvergesslicher Tag.
Natürlich konnte ich nicht vermeiden, an jenem Abend im abgelegensten und vielleicht auch genau deshalb berühmtesten Pub Schottlands zu landen. Hier trifft sich die Creme de la Creme der Weltvagabunden, so scheint es. Ich genoss mein schwer verdientes Pint im Sonnenuntergang neben einer Crew schottischer Polarexpeditionskameraden und ihren zwei sympathisch verrückten deutschen Tischlern und kam ins Gespräch… Irgendwann gegen Mitternacht und so einige leere Gläser später, wurde mir das Glück zuteil, von einem spektakulären Inseltaxi zum Zelt gebracht zu werden.
Keine 5 Stunden später baute ich schlaftrunken und leicht benebelt mein Zelt ab. An diesem Morgen wurde mir mit gnadenloser Härte bewusst, warum die anderen Menschen auf diesem Campingplatz alle ein Netzhaube am Kopf trugen. Die teuflischen Mitgies (beißende Sandfliegen) stürzten sich auf unbeschützte Haut wie hungrige Aasgeier im Mordrausch. Ich konnte die Tortur nur irgendwie ertragen, in Windeseile mein Zeug packen und zur Fähre flüchten, dort traf ich die wenigen Bekannten, die ich in meinem kurzen Aufenthalt lieb gewonnen hatte wieder und verließ voller Eindrücke die herrliche Landschaft die hinter mir immer kleiner wurde…
Vermutlich war es notwendig, meinen Kopf an diesem Tag in Wind & Wasser zu entlüften und wie könnte das besser gehen, als auf einem Seekayak. Gefühlt jeder Mensch hier besitzt so etwas oder benutzt zumindest zeitweise eines. Das Wetter war zu meiner Überraschung immer noch herrlich und der starke Wind verwandelte auch dieses Vorhaben in ein kleines Abenteuer. Eine 6-köpfige Gruppe sympathischer Schotten und ich paddelten vergnügt an Segelbooten, Inseln und Seelöwen vorbei an entlegene Korallenstrände, die kaum zauberhafter hätten sein können.
Schön langsam kam es mir kitschig vor, wieviel Glück ich doch hatte, fast völlig ungeplant täglich so wunderbare Menschen und Orte kennenlernen zu dürfen. Die Nacht verbrachte ich friedlich an irgendeinem Fluss nahe des Harry Potter Viadukts, einem überlaufenen Trainspotter Ziel. Die Bilder, die man dazu im Internet findet sind zweifellos sehr gelungen, aber ich fuhr unberührt daran vorbei, kochte Pasta Pesto am Fluss und ging schlafen. Endlich.
Homeward Bound
Es war Zeit, meine Reise langsam Richtung Fähre auszurichten und so verbrachte ich viele Stunden im Auto auf einer Strecke, die mich über wunderschöne Highlandpässe und vorbei an charmanten Lochs schließlich an die schottische Westküste führte. Das Hochsommergefühl unter wolkenlosem Himmel trieb mich zum Baden ins „letzte“ Loch und da ich noch fasziniert von der liebeswürdigen Empfangsdame beim Stirling Castle, mein geschenktes Eintrittsticket ausnutzen wollte, weil ich meinen Explorer Pass verloren hatte, kam ich unglaublich spät in der Nebelsuppe von Dunbar an. Da ich von den luxuriösen Campingduschen derart verführt wurde, habe ich leider auch die Sperrstunde der örtlichen Küchen verpasst und musste mir mein letztes schottisches Abendmahl beim Inder gönnen.
Susanne & Graham
Nichts hätte wohl ein schönerer Abschluss einer faszinierenden Reise sein können, als ein gemeinsames Frühstück mit meinen neuen schottischen Freunden. Meine liebeswerten und spannenden Nachbarn am Campingplatz in Iona, hatten mich in ihr Zuhause an der Ostküste eingeladen und mir ihr bezauberndes - in jeder Hinsicht - Künstler Paradies vorgestellt. Das Schicksal hat mir also am Schluß noch eine wunderbare Erinnerung geschenkt, die ich dankbar mir nach Hause nehmen darf.
Nach 12h Autobahn-Fahren, tief roten Augen und einem Eisbären voller schottischer Seevogelkacke wackelte ich die Stiege hinauf aufs Adneter Dach und dachte vergnügt:
Cheers oh lovely Scotland, I‘ll be back someday. :)
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